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Donnerstag, 28. Juni 2001



















 

AUSSTELLUNG

Ein Klafter Holz gegen die Gewalt der Elemente

Städtische Galerie für zeitgenössische Kunst in Saarburg zeigt Arbeiten zum Thema "Wasser”

Von unserer Mitarbeiterin
EVA-MARIA REUTHER

Sebastian Böhm und Werner Müller mit "Klafter”.Foto: Helga Bachmann
SAARBURG. Wasser und was die Kunst daraus macht, zeigt eine sehenswerte Ausstellung in der Städtischen Galerie für zeitgenössische Kunst in Saarburg.

Tosend stürzt das Wasser zwischen den Felsen in die Tiefe. Ein Klafter Holz schwebt über dem brausenden Abgrund, gehalten von dünnen Stahlseilen, die links und rechts in die Wände eingelassen sind. Falsch: Das war kein Landwirt, der sich vor Holzdieben fürchtet, wie ein Cafébesitzer scherzhaft seinen staunenden Gästen versichert.

Um Bildende Kunst geht es am Wasserfall in der Altstadt von Saarburg, genau genommen um das, was von den Saarburger Wassertagen künstlerisch greifbar bleibt. Kunst hangelt sich über Abgründe, Kultur widersteht dem Chaos, könnte man über diese Installation von Sebastian Böhm und Werner Müller schreiben. Ein Gleichnis von der Urgewalt der Elemente, der sich die entschlossene Ordnung in Form eines Klafter Holzes entgegensetzt, haben die beiden Künstler spannungsvoll ins Bild gesetzt. Werner Müller, der sich schon lange mit dem Zusammenhang Ordnung und Natur beschäftigt, ist damit nach längerer Pause wieder ein überzeugender Beitrag gelungen, zusammen mit seinem Künstlerkollegen Sebastian Böhm, der den Werkstoff Holz für sich entdeckt hat.

Natürlich muss man angesichts des gewaltigen Werks nicht gleich ins künstlerische Traumdeuten verfallen. Die Installation ist auch ästhetisch eindrucksvoll. Definiert sie doch die Felsenrinne, in die das Wasser fällt, neu zu einem hochdramatischen Kräfte-Parallelogramm. Die Kräfte im Gleichgewicht zu halten, ist überhaupt eine hervorragende Qualität dieser Ausstellung "Wasser”, zu der die aushäusige Installation nur das Entrée bildet, und die sich seitwärts im Dachgeschoss des "Amüseums” fortsetzt. Dort in der Städtischen Galerie für Zeitgenössische Kunst geht es weiter. Was sich hier quasi als Innenschau fortsetzt, ist mustergültig, nicht allein wegen der Qualität der Arbeiten. Um die Darstellung von Wasser geht es wie außen. Markus Bydoleks großformatige Foto-Graphiken sind zu sehen, die in extremer Nahsicht aus der Oberfläche des Wasserfalls ein geheimnisvoll strudelndes Labyrinth machen. Bydoleks flächendeckenden Arbeiten stehen Klaus Maßems "halbseitige” Tuschzeichnungen und ihre "Kopfüber-Perspektive” gegenüber. Nach dem Motto "Mag auch die Spieglung im Teich oft dir verschwimmen” wird oben bei Maßem unten. Die Spiegelung im Wasser verkehrt sich zur Wirklichkeit. Einen Raum weiter geht es bei Martin Streit um wieder andere Spiegelungen. Auf höchst delikate Weise wird Farbe hier zum Lichtträger, die zum Leuchten bringt, was als Lichtpunkte auf der Wasseroberfläche tanzt.

Es sind nicht allein die durchgehend guten Arbeiten, die diese Ausstellung besonders hervorheben. Auch sonst ist sie nachahmenswert. Sparsam und entschlossen ist die Auswahl getroffen. Gekonnt geht die Hängung mit den verwinkelten Räumen um. Im Gegeneinander Maßem-Bydolek wird einmal mehr die Spannung der Außeninstallation aufgenommen. Dagegen laden Streits kleinformatige Ölbilder in winzigen Kabinetten zur Meditation ein. Man wünscht sich mehr solch durchdachte Ausstellungen.

bis 20.8., geöffnet: mo-fr. 9-13 u.14-17 Uhr, sa/so 9-17 Uhr, Tel.: 06581/928117




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